Am Samstagmorgen ging es dann los, Richtung Condom, der Geburtsstätte des Kondoms. Was auch erstunken und erlogen ist, wie viele Geschichten hier. Nach den zahlreichen Schleusen waren wir froh, am Stadtanleger anlegen zu können. Das Schiff festgemacht, Strom eingesteckt, so wollten wir uns auf die Suche nach Dartagnan und den drei Musketieren, und dem allgegenwärtigen Armagnac machen.
Wer nicht sehen kann, muss verholen
Beim Verlassen des Schiffes stellten wir fest, dass wir genau am Anlegeplatz eines Touristendampfers festgemacht hatten. Wäre das Schild nur ein bisschen grösser gewesen, so hätte es bis in unsere Kombüse reingereicht. Na ja, wer Brillenbändeli auf den Augen hat, der muss halt verholen. Nix passiert, schönes Wetter, schönes Städtchen, einwandfreies Ab- und Anlegemanöver und schon stand die St. Christoph am richtigen Ort. Nun noch den Obolus im Hafenbüro entrichten und Dartagnan und seine Kumpane warten in der Stadt.
Coiffeure an jeder Ecke
Gefühlte 100 Coiffeure warteten auf ihren Einsatz. Da ich wie immer auf Schiffen ständig etwas anschlage, konnte ich mit meiner «Schnattere» nicht zum Haareschneiden gehen. Darum gab es dann früher Apéro. Für mich ein Panachée, damit ich endlich lerne, ob es un Panachée oder une Panachée oder un Panache oder sonstwie heisst. Um es kurz zu machen, der Kellner hat mich wie überall in Frankreich korrigiert, ich war wie immer falsch. Wir hatten dann ein längeres Fachgespräch, das zumindest bei mir, nicht nachhaltig wirkte. Aber meine Göttergattin bestellte ein Glas lokalen Weisswein. Selbstverständlich musste ich die Herrlichkeit versuchen, nachdem ich in die glänzenden Augen meiner Angebeteten geblickt hatte.
Die Explosion der Sinne
Une éxplosion des papilles, so würde es der Franzose bezeichnen, oder zumindest die Engländer und Deutschen, welche Frankreichkrimis schreiben. Was da ins Glas geleert wurde, ist etwas vom Besten, was ich in meinem Leben verkostet habe. Nun schreibe ich wie ein kleiner Weinpapst. In der Nase ein Bouquet von Zitrusfrüchten, im Gaumen eine Explosion von fruchtigem Geschmack mit einer Säure, die ihresgleichen sucht. Wir haben dann zum Abschied eine Flasche über die Gasse zum Spezialpreis von 8 Euro mitgenommen. Warum nur eine Flasche? Ich weiss es auch nicht, ich will es nicht wissen, denn diesen Wein bekomme ich vielleicht nie mehr. Beschwingt von guter Laune und noch besserem Wein und angetrieben von den dunklen Wolken, machten wir uns auf dem Weg zum Schiff, bevor es auch von oben nass wurde.