Datum: 04.10.2018
Lokale Zeit: 13.00
GMT: 11.00
Unsere Position:
44º 8' 10.572'' N (44.136270)
0º 20' 29.9796'' E (0.341661)

Frankreich, Aquitaine, Nérac

In Nérac kann man mitten im Städtchen anlegen. Es gibt Wasser, Strom und Duschen. Das kostet ca. 10 Euro und man bekommt vom Hafenmeister noch eine ganze Ladung Tipps für den Aufenthalt in Nérac. Hier findet man das Savoir-vivre, wie es in all den Krimis beschrieben wird. Die grauhaarigen Herren treffen sich gegen Abend auf dem Bouleplatz und kämpfen darum, welche Kugeln der kleinen Holzkugel am nächsten kommen. Ein Spiel das fasziniert durch seine Einfachheit, durch seine Tricks und durch seine soziale Komponente.

Einkauf in Nérac
Zudem kann man in Nérac sehr gut einkaufen. Ob Kleider oder Schuhe, das entzieht sich meiner Kenntnis. Aber ein Utensil, das gewisse Leute dringend nötig haben, bekommt man hier um die Ecke. Nämlich Bändeli für die Brille. Oder für die Leute, die meistens nach den Ferien mit einer neuen Brillle rumlaufen, weil sie die «alte» versenkt haben, oder mitsamt Körper und Brille von sogenannten Freunden beim Anlegen versenkt werden.
Sei es wie es will. Ich bin nun im Besitz von 2 Brillenbändchen im Gesamtwert von 7 Euro. Kein Riesenbetrag, wenn man die Brillenkostenin der Schweiz zum Vergleich hinzuzieht.

Schleusentricks
Beim Hochfahren Richtung Moncrabeau, dem Dorf der Lügner war uns das Schleusenglück meist hold. Das heisst, wenn man den Fluss oder Bach hochfährt und ein Schiff entgegenkommt, dann ist die Schleuse für das Hochschleusen offen und muss nicht geleert werden, damit es mit unserer Fahrtrichtung stimmt. Aber scheinbar war es der Schleusenfrau in unserer Crew etwas langweilig und statt den Chauffeur in die Schleuse reinzupfeifen, schob sie ihren Badge in den vorgesehenen Schlitz und schwupps, schlossen sich die Tore vor der Nase des Schiffers, und die Schleuse begann sich ohne Schiff darin, zu füllen. Nun musste der ganze Prozess durchgestanden und nach der supponierten «Ausfahrt» des Geisterschiffes, die Schleuse diesmal oben geschlossen werden, das Wasser abgelassen und dann die unteren Tore wieder geöffnet werden. So geht die Zeit auf dem Kanal rum wie wahnsinnig und man ist immer am gleichen Ort.

Das Dorf der Lügner
Aber dann gings Schlag auf Schlag und wir legten fast unter einer Brücke im Lügnerdorf Montcrabeau an. Dass mich meine Frau unterwegs fast vom Dach gewischt hat mit einer wilden Fahrt unter den tiefhängenden Bäumen, ist keine Geschichte aus Montcrabeau, sondern eine die das Schifferleben schrieb. Auf jeden Fall hatten wir nach 4,5 h Fahrt und 8 Schleusen genug und besuchten zu Fuss das Lügnerdorf. Was nun gelogen ist oder wahr, entzieht sich unserer Kenntnis, aber lustig sind die Geschichten, die man sich auf dem Lügenweg reinziehen kann, alleweil. Nach dem anstrengenden Marsch durch das Lügendorf zogen wir uns auf unsere schwimmende Hütte zurück und fütterten wilde Pferde, die beim Anblick von altem Brot fast zahm wurden. Zwei ältere Herren lagen neben uns unter der Brücke und vertrieben sich die Zeit mit fischen.

 

Die Baise Richtung Nérac
Alte Fachwerkhäuser in Nérac
An der Baise waren früher die Ledergerbereien
Die Schleuse von Nérac
Dieser Brunnen hat etwas Moos angesetzt
Jeder Millimeter zählt beim Boule
Das allabendliche Ritual in Nérac