Datum: 13.07.2015
Lokale Zeit: 15.00
GMT: 13.00
Unsere Position:
58º 33' 10.152'' N (58.552820)
7º 47' 5.244'' E (7.784790)
Km-Stand: 26374

Norwegen, Hornnes, Hornnes Camping

Nun sind wir angekommen. Wir haben nun das Gefühl, im "richtigen" Norwegen gelandet zu sein. Wiese, Wald, Wasser und die Mücken mit dem richtigen Biss. Sie haben sich sofort auf den Schreibenden gestürzt und sich das süsse Blut einverleibt.

Norwegen wir kommen:
Ich bin bereits etwas eingebürgert worden. Denn auf dem letzten Campingplatz, dem teuersten und lautesten, wurden meine Daten mit einem Norweger verwechselt. Ich wurde bereits mit Häkan, oder so was Ähnlichem angesprochen und verstehe bereits, wenn mich jemand fragt, wo die Toilette ist. Ist doch nicht schlecht in den paar Tagen!

Hornnes Camping
Wir wären eigentlich bereits nach einer kurzen Fahrt hier gewesen. Da ich aber meistens erst nach der dritten Aufforderung auf meine Navigeuse höre, dauerte es etwas länger. Dass wir schlussendlich doch am richtigen Ort angekommen sind, ist daher nicht mein Verdienst. Zudem drückte ich während der Fahrt einen Knopf den ich nicht kenne, und das mehrmals, sodass er dann ins Armaturenbrett hineinfiel. Ich weiss auch jetzt noch nicht, wofür der Knopf ist, aber ich weiss nun, wie ich den Schalter wieder im Armaturenbrett fixieren kann.
Wie im Paradies liegen wir hier an einem der zahllosen Seen. Wir konnten den Platz frei wählen, heute Abend melden wir uns an, und damit ist die Sache geritzt. Der Platz ist ein absoluter Traum, mit Wasser, Strom, sauberen sanitären Einrichtungen und dies für 170 Kronen, das heisst für ca. 20 Franken, also weniger als der Hälfte, die wir gestern bezahlt haben. Was aber alles schlägt und daher kommt mein Bericht so schnell, es hat ein Wi-Fi, das den Namen verdient und erst noch im Preis inbegriffen ist. Morgen werden wir dann die Umgebung mit den Velos erkunden und dann gibt’s dann auch Fotos.

 

 

Die ersten Tage aus der weiblichen Optik:

Die Wegpünktler und Doublefunler sind unterwegs

 

Fahrt in den Norden! 6. und 7. Juli 2015
Sechs Wochen frei. Das ist ein absolut gutes Gefühl. Unsere Reise beginnt mit vielen Kilometern in den Norden.
Froh der Hitze zu Hause zu entkommen, freue ich mich auf jedes Grad, das das Thermometer verlässt. Und dann raffeln wir unsere Kilometer ab. Alle Pläne mit  Besichtigung von Köln und / oder Hamburg werden verschoben. Am Donnerstag haben wir das Ticket für die Fähre, die uns nach Oslo übersetzt. Am Dienstag sind da:

26‘4876‘524,75 Mücken auf der Frontscheibe (in die ewigen Jagdgründe eingegangen), 1500 km weit weg von Birrwil, 15 Stunden tote Mücken gezählt und 546‘756 Quersummen von vorbeirasenden Autos aufaddiert, sitzen wir in Fredrikshavn mit dickem Pulli am Torso.
Göttergatte war gestern, heute hat er es verspielt! Definitiv! Auf der ganzen Strecke (1500 km) ein Kreisel und damit  1 ½ Runden Glücksgefühle verweigert. Er hätte nur einfach kurz von der Autobahn ausfahren müssen, mir die 1 ½ Runden gönnen können, dann hätte er, ohne grossen Aufwand, gleich wieder einfahren können. Und NEIN, er hat es nicht getan, er hat den Kreisel ignoriert, mich übergangen und ist einfach weiter geradeaus gerast. Künftig kommen nur Ferien mit Hausboot und Hebu in Frage. Er fährt gerne unaufgefordert im Kreis.

Die letzte Nacht auf dem Camping in Oslo: vom 11. auf den 12. Juli 2015
Campingfeeling unbezahlbar, einmalig und ganz sicher unvergesslich! Ob das meinen Traumvorstellungen entspricht? Werde meine Traumvorstellungen noch etwas zurecht rücken müssen.
Momentaufnahme: Mitternacht seit 40 Minuten vorbei, die meisten Menschen auf dem Zeltplatz haben sich zurück gezogen. Eigentlich alle, bis auf unsere interessanten Nachbarn. Geschätzte 33,5 weinende Kinder, gehütet von 6,4 schreienden, schimpfenden Müttern, diese begattet (zugegeben, das beruht nur auf Annahmen meinerseits) durch 0,5 Mann, beleben aktuell die mitternächtliche Campingatmosphäre. Nicht alle können dies in demselben Masse geniessen wie ich. Mein ehemässig Angetrauter zum Beispiel, schwelgt in anderen Dimensionen. Dies lässt er mich durch sein regelmässiges Durchziehen dieser ganz besonderen Inhalationsgeräusche (im Volksmund auch schnarchen genannt) wissen. Mit Hingabe konzentriere ich mich darauf, irgendwo ein wenig Schlaf zu finden, ohne dabei die doch erfreuliche Tatsache aus den Ohren zu verlieren, dass ich nicht alleine bin. Ist doch auch ganz tröstlich zu wissen. Einsamkeitsgefühle könnten nämlich auch schlaflos machen.
Morgen dann werde ich an meinen Traumvorstellungen noch etwas schrauben. Gute Nacht! Dann auch und schlafgut. Als Nächstes buche ich dann auch noch bei der Migros Klubschule ein Seminar „Schnarchle dich frei“.

Fahrt von Oslo in den Süden nach Lillesand: 12. Juli 2015
Nach einer langen Nacht (siehe oben), sind wir unterwegs in den Süden. Während dem die eine Hälfte gut ausgeschlafen sehr gut gelaunt am GPS herumspielt, laut mitsingt und ein zum Glück nicht vorhandenes Schlagzeug bearbeitet, kämpft die fahrende Hälfte damit die Augen offen zu behalten. Allerdings scheinen offene Augen nicht wirklich von grosser Bedeutung zu sein, denn das GPS  wird im Moment sowieso anders „genutzt“. Wozu auch ein GPS, wenn man nicht alle Funktionen ausgetestet hat. Beifahren ist eh eine eher langweilige Beschäftigung, darum eignet sich die Zeit des Danebensitzens bestens dazu, sich durch alle Angebote hindurch zu klicken. Der regelmässige Piepston unterstützt dabei, die fahrende Seite vor dem Einnicken zu bewahren. Die Fröhlichkeit auf der Beifahrerseite hält an, auch nach der musizierenden und GPS erforschenden Phase. Enthusiastisches Winken erfreut entgegenkommende Womofahrer und versetzt die etwas müde Beifahrerseite immer wieder von Neuem in Angst und Schrecken.  Die von der rechten Seite ins Blickfeld geschleuderte Hand kommt unerwartet und wirkt etwas ungestüm. Diese wiederkehrenden Schreckmomente rütteln die etwas schläfrige Stimmung auf der Fahrerseite auf.

Lillesand, Campingplatz und Wegpünktlerknatsch
Es regnet, wir sind da, kurz nach einer kleineren Strassenkreuzung, Mitten drin im Wohnwagen- Womogetümmel. Die schläfrige Seite ist froh, der aktivere gut ausgeruhte Teil packt sofort tatkräftig an und macht sich auf den Weg einen Platz zu sichern. Immerhin noch kurz die Frage, wie viele Nächte wir buchen sollen. Sitzend und umherschauend döst die wartende Hälfte vor sich hin und ist sicher, dass es gar keinen freien Platz mehr geben kann. So weit das Auge reicht, es gibt keine freie grüne Fläche mehr. Macht nichts, denn prickelnd sieht das Gelände nicht wirklich aus. Die enthusiastische Hälfte überrascht mit einem freien Platz – nur frage, fragt sich die andere Seite und macht Platz. Die heiklen Passagen übernimmt der Könner. Zurück auf die Strasse, über die Kreuzung und dort schön eingebettet in die Kurve des links abgehenden Strassenteils gibt es noch Platz. Richtig! Der Platz liegt direkt an der Kreuzung (zugegeben einer kleinen). 60 Zentimeter trennen unseren Womo-Ausgang vom Asphalt des Radweges und der Strasse. Die Frage, ob dies als ernsthaft gemeinte Option zu verstehen ist, stösst auf wenig Begeisterung. Immerhin ein guter Startschuss für angeregte nachfolgende Diskussionen (umgangssprachlich auch Knatsch genannt). Natürlich kommt es auch immer auf die Perspektive an: auf den Zehenspitzen stehend erhascht auch die reklamierende Hälfte nebst Asphalt, Velos und Autos einen Blick auf ein wenig Fjordwasser. Das muss es dann auch sein, das den horrenden Preis dieser zum Glück nur einen Nacht  ausmacht. Duschen lassen beide Wegpünktler in friedlicher Einigkeit ausfallen, da dafür noch extra verrechnet würde.

57 Kilometer ins Landesinnere, 13. Juli 2015
Der Wegpünktlerknatsch führt dahin, dass gemeinsam in aller Ruhe ein neuer Standplatz ausgewählt wird. Es ist nicht einmal so schwierig einen Platz zu finden, den beide Geschmäcker treffen. Weit liegt er nicht, es sind ca. 57 Kilometer bi zum neuen Glück an einem See unter lichten Bäumen. Nichts Aufsehenerregendes oder besonders Erwähnenswertes ist auf dem Weg zu dem wirklich schönen Platz zu verzeichnen. Wie üblich lässt die nette und geduldige Dame unseres Navigationssystems (bitte wenden, bei nächster Gelegenheit bitte wenden usw.)  einige Interpretationsmöglichkeiten offen. Heute sitzt die andere Hälfte am Steuer und verschafft der beifahrenden Hälfte ein paar unvergessliche Momente in Kristiansand. Der Bahnhof wird einem intensiven Studium unterzogen: zweimal zuerst mit Sicht auf die Ostfassade und anschliessend, nach dem freundlichen Hinweis auf das Wenden bezogen, zweimal mit Sicht auf die Westfassade. Er ist übrigens wirklich sehenswert, es handelt sich dabei um ein restauriertes altes Gebäude, das aus der Distanz von der Autobahn herunter einen guten Eindruck gemacht hat. Beruhigend wirkte die Tatsache, dass es unterwegs auf diesen ca. 10 Kilometern, die intensiv und wiederholt von beiden Seiten von uns befahren worden sind, eine Tankstelle gehabt hätte. Im Falle der Fälle, hätten wir also auch noch länger machen können, an diesen 10 Kilometern in Kristiansand von Ost nach West und dann wieder von West nach Ost.
Ok, das war dann alles heute. Wir sind ja jetzt da und geniessen seit ca. 4 Stunden ohne weitere Zwischenfälle, den wirklich schönen Campingplatz am See.

4 Stunden später am 13. Juli
Die zwischenfalllose Zeit ist um. Während dem in Schweizer Breitengraden geschwitzt wird, geniessen wir hier angenehme 18 bis 20 Grad. Klar das ist nicht jedermanns oder jedefrau’s Sache im Sommer. Für uns ist es gut so. Wir wollten in den Norden und dann weiss man, dass es noch ganz anders kann. Natürlich haben wir uns eingedeckt und für drei gemütliche Abende Raclette Käse mitgebracht. Heute zwang sich der Käse direkt auf. Welch ein Käse!!!!! Wobei das mit dem Käse eigentlich nicht das Problem war, den hatten wir tatsächlich dabei. Selbst die kleinen herzigen Raclette Ofen (rot in der Farbe, zwei an der Zahl) sind hier. Das sind die Geräte, die man mit Teelichtern aufheizt. Die roten Teile sehen fantastisch aus auf unserem Campingtisch aus Holz. Sie kommen extrem gut zur Geltung im norwegischen Wald unter Fichten am See in der Mitternachtssonne (es ist erst 19 Uhr, darum auch hier noch hell). Es ist zu hoffen, dass meine Beschreibung es schafft, das Bild für die Lesenden (natürlich Mannen und Frauen) konkret werden zu lassen. In den Anblick dieses Stil Lebens vertieft, wurden wir völlig unerwartet von der unbequemen Frage überrumpelt, wo denn eventuell die Teelichter sein könnten. Eigentlich sofort total sicher, dass es solche an Bord nicht haben kann, da niemand jemals solche an Bord gebracht hatte, erlitt die Stimmung einen kleinen aber immer noch übersehbaren Knick. Allerdings verhalf mein praktisch denkender Göttergatte mit seiner durchaus berechtigten Frage nach einem feuerspeienden Gerät, dem Stimmungsknick zu einem nicht mehr zu ignorierenden Stimmungstaucher.
Mit seiner praktischen Denke schien das Ende der Raclette Romantik eingeläutet. Praktisch denkende Göttergatten sind einfach unbezahlbar! Ich bin stolz, einen ergattert zu haben: Sein Spielzeug, der Gasgrill und die Nachbarn mit dem Gasanzünder retteten den kulinarischen Teil des Abends.

 

Wenig Kilometer für eine lange Reise
Hier haben wir einen Traumplatz gefunden
Der Ikea-Schutz für unsere Velos und unsere Designermöbel
Es braucht so wenig, See, Hängematte und Anti-Brumm
Raus aus der Hängematte, ran an den Grill
Als Ouverture auf dem neuen Grill gibts Raclette, weil in den transportablen Racletteöfeli keine Kerzen drin sind
Das sind die ominösen Teelichter, in der Ikea wären sie zu einem Bruchteil des Preises zu kaufen gewesen
Zuerst muss aber der Gasanschluss gefunden werden und ein Feuerzeug vom Nachbar entlehnt werden!
Hier hat es genügend Platz für alle - und alle Plätze sind traumhaft schön
Wir haben uns im Sand die Füsse verbrannt!
Und wieder ab in die Hängematte
Hier ist der Kanuverleih
Unterwegs auf der Velotour - hier kann man Riverraften, wenn man Mut hat
Die Kanus warten auf uns